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Interview mit Yasmin Faslija

Wir freuen uns, Yasmin Faslija im Interview begrüßen zu dürfen. Der ein oder andere kennt Yasmin vielleicht aus der der RTL Sendung „Ninja Warrior Deutschland“, darin war sie 2016 im Fernsehen zu sehen. Im richtigen Leben besitzt sie den Meistergrad im Kung-Fu und ist Gründerin von Self Defense Hamburg, einem Zusammenschluss von Trainern im Bereich Selbstverteidigung und Fitness. Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie als Trainerin tätig und unterrichtet Kinder im Kung-Fu.

Die Arbeit mit Kindern liegt Yasmin besonders am Herzen. Hier versucht sie die eigenen positiven Erfahrungen, die sie in jungen Jahren mit dem Sport, der Gemeinschaft und ihrem Trainer gemacht hat, weiterzugeben und ihre Schützlinge positiv zu beeinflussen.
Neben ihrer Tätigkeit als Trainerin ist Yasmin Autorin von zwei Büchern zum Thema Kampfsport mit Kindern, unterrichtet an einer Grundschule, engagiert sich in zahlreichen sozialen Projekten wie SuperHero Kids und studiert nebenbei noch Lehramt mit den Unterrichtsfächern Bewegungswissenschaft und Soziologie.

Das Studium verbindet ihre Leidenschaften, das Arbeiten mit Kindern und den Sport. Im Rahmen einer Studienarbeit hat sie 2017 eine Studie zum Thema Stressbewältigung bei Kindern durchgeführt. In dieser wurde untersucht, ob wöchentliche Meditation positive Auswirkungen auf die Bewältigung von Stress, bei Kindern und Jugendlichen haben kann. Die Ergebnisse der Studie zeigen dabei eindeutig, dass Meditation hilft. Das Stresslevel der Kinder, die meditieren, hat sich innerhalb von vier Wochen um 43,5 % verringert. Zum Vergleich gab es in einer Kontrollgruppe – dort durften die Kinder nicht meditieren – nur eine Veränderung von 11,7 %.

Wie kamst du zu dem Thema „Meditation mit Kindern“?

„Hintergrund meiner Studie ist meine langjährige Berufserfahrung im Bereich der chinesischen Kampfkunst Kung-Fu. Diese integriert auf Grund ihres philosophischen Ansatzes daoistische und buddhistische Lehren. Gegensätzliche Prinzipien werden in Einklang gebracht. Somit ist die Ausbildung in der Kampfkunst nicht darauf fokussiert, nur die äußere Einwirkung von Gewalt mit Abwehr-/Angriffstechniken zu vermitteln, sondern auch die inneren Einwirkungen auf emotionaler Ebene mit gewissen Techniken entgegenzuwirken. In diesem Kontext ist Meditation ein Teil der Kung-Fu-Ausbildung, der den Schülern beibringt, wie sie z. B. Stress, Aggression, Wut, Scham, Angst beheben können und wieder an Ausgeglichenheit und innerer Ruhe gewinnen.“

Würdest du sagen, dass das Thema Stressbewältigung für Kinder in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat?

„Ich habe in meiner Tätigkeit als Trainerin in den letzten 16 Jahren selbst erlebt, wie sich die Lebenswelt der Kinder verändert hat. Angefangen beim Einfluss der Medien. Als ich 16 Jahre alt war, bekam ich gerade mein erstes Handy und erlebte selbst, dass soziale Netzwerke wie studiVZ oder Facebook eine Belastung darstellen können.

Gleichzeitig hat auch der Umfang an „Aufgaben“ der Kinder zugenommen: Bis 16 Uhr in der Schule sein, dann Hausaufgaben machen, Flöte lernen, Nachhilfe in Mathe und Englisch und dann auch noch einen Sport machen, weil es ja auch wichtig ist. Die Kinder haben teilweise einen volleren Zeitplan als ich. Sie kommen heute schon gestresst in meinen Kursen an. So hat sich auch das Training über die Jahre verändert. Früher ging es oft darum, dass sich die Kinder auspowern wollten, heute kommen die Kinder und sind echt müde und kaputt.“

Hattest du die Ergebnisse der Studie in der Deutlichkeit erwartet?

„Nein. Natürlich war ich von der Wirksamkeit der Meditation überzeugt, aber dass die Ergebnisse so deutlich ausfallen, hat mich dann schon ein wenig überrascht. Noch überraschender als die Ergebnisse der Meditationsgruppe sind allerdings die Ergebnisse der Kontrollgruppe. Auch diese zeigen ja eine deutliche Verbesserung über den Zeitraum der Studie. Erklären lässt sich dies dadurch, dass es nicht nur um das Handwerk der Meditation geht, sondern schon allein die Selbstreflektion die Fähigkeit zur Stressbewältigung fördern kann. Erreicht wurde dies bei den Kindern durch das Ausfüllen eines Stressfragebogens, was dazu geführt hat, dass diese sich mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigen mussten. Der Fragebogen wurde bewusst so gewählt, da wir auch mit den Kindern der Meditationsgruppe eine reflektive Meditation durchgeführt haben.“

Erkennt man bei den Kindern auch einen nachhaltigen Effekt der Meditation?

„Seit der Studie sind inzwischen drei Jahre vergangen, aber die Meditation ist Teil unseres Trainings geblieben. Ich erlebe selbst als Trainerin, wie sehr es den Kindern hilft. Zum Beispiel bei Turnieren, wenn selbst ich aufgeregt bin, ist es großartig zu sehen, wie entspannt die Kinder mit der Situation umgehen (im Gegensatz zu anderen Kindern) und sich im Bedarfsfall sogar bewusst die Zeit nehmen und in Ruhe noch einmal „durchatmen“, um die Aufregung zu bekämpfen. Aber auch von Eltern bekomme ich hin und wieder Rückmeldungen, dass es den Kindern merklich gut tut. Manchmal hält die Praxis des Meditierens auch Einzug in das Familienleben und Eltern beginnen mit ihren Kindern zu meditieren oder kommen sogar zu uns ins Training.“

Welchen Einfluss hat Sport im allgemeinen auf die Psyche der Kinder?

„Ich bin im Allgemeinen der Überzeugung, dass es immer einen positiven Einfluss auf die Psyche der Kinder hat, wenn diese sich in einem pädagogischem Rahmen bewegen und Sport treiben. Egal ob Mannschaftssportarten, bei denen Kinder Teamgeist lernen und erfahren, das eigene Schwächen durch andere im Team kompensiert werden können, tanzen oder irgendeine andere Sportart. Im Kung-Fu legen wir auf Grund der Philosophie des Sports aber noch einmal einen speziellen Fokus darauf, den inneren „Gegner“ zu bekämpfen und damit Stress durch äußere Einflüsse zu bewältigen. Anderen traditionellen Sportarten wie Karate, oder Jiu Jitsu haben da einen ähnlichen Ansatz. Ob es nur um die reine Bewegung geht oder auch der philosophische Hintergrund vermittelt wird, hängt natürlich auch immer vom Trainer ab und worauf dieser seine Schwerpunkte setzt.“

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp (eine Übung oder Routine), wie Kinder in akuten Fällen auf Stress reagieren können?

„Ich denke, dass Wut eines der größten Probleme darstellt. Ich erkläre den Kindern oft, dass Wut keine wahre Emotion ist, sondern oft mit Unsicherheit, Angst oder Trauer zu tun hat. Wenn sich die Kinder in der Situation kurz zurücknehmen, in der Schule eine ruhige Ecke suchen oder sich auf die Toilette zurückziehen und sich z. B. fragen, „Bin ich vielleicht gerade traurig, weil mich jemand falsch verstanden hat“ oder „Habe ich Angst, dass mich meine Mama nicht mehr lieb hat“, erkennen sie von selbst, dass sie nicht wütend, sondern ängstlich oder traurig sind. Damit löst sich die Wut auf und man kann das grundlegende Problem angehen. Zur weiteren Beruhigung hilft es dann, die Konzentration auf den Atem zu richten und für ein paar Minuten ganz bewusst langsam ein- und auszuatmen. Die Kinder lernen so, sich selbst zur Ruhe zu bringen und mit ihrer Wut oder Aggression umzugehen.“

Vielen Dank für das Interview. Wo findet man dich online und wie kann man dich erreichen?

Website: www.selfdefense-hamburg.de

Instagram: @selfdefense_hamburg

Facebook: @SelfDefenseHamburg

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